Heute lieber knutschen, als Teig kneten?
Heute lieber Zuwendung schenken, als Ravioli füllen?
Heute lieber an der Sonne liegen, als Apéro zubereiten?
Heute lieber „innere Ruhe“ finden, als Salat rüsten?
Mit Slogans, wie diesen bewirbt die Migros im Moment ihre Fertigprodukte der Linie „AnnAs Best“. Es gibt davon Pizzateig, Ravioli, fertig gerüsteten Salat, es gibt Wähenstücke, Teigwaren und… bald wieder Mailänderliteig. Höchste Zeit also, dass wir an dieser Stelle einmal unsere Hauswirtschaftslehrerin vorstellen. La voilà: Rita Eberhard!
- Rita, weshalb bist Du eigentlich Hauswirtschaftslehrerin geworden? bist Du die perfekte Hausfrau?
Perfekte Hausfrau? also eigentlich wollte ich ja Fluglotsin werden… die angestrebte Verkehrsschule in Luzern war meinen Eltern aber nicht ganz geheuer, so dass sie mich mit viel Elan überzeugten, doch erst einmal etwas „Normales“ zu werden. Schliesslich sei das bei meiner Schwester auch gut herausgekommen. Gesagt, getan! Nach der Kantonsschule habe ich die Ausbildung absolviert und mit Unterrichten begonnen und DAS wiederum hat mir sehr gefallen. Jungen Menschen etwas beizubringen, sie für eine Sache zu motivieren, DAS war und ist bis heute mein Ding und so bin ich dabei geblieben. Seit diesem Schuljahr unterrichte ich auch noch Biologie und Geographie, ich muss mich richtig reinknien in die neue Materie, aber es macht Spass. Sehr viel Spass sogar!
Möchte ich jungen Menschen etwas vermitteln, muss ich sie begeistern können, muss ich mit ihnen in eine Beziehung treten. Nur dann, wenn wir gemeinsam unterwegs sind und auch Freude daran haben, lassen sich komplexe Fragestellungen vermitteln. Auch die Hauswirtschaft steht und fällt mit der Lehrperson. - Neuerdings heisst Dein Fach WAH, also Wirtschaft, Arbeit und Haushalt. Es geht also nicht primär ums kochen?
In der SalZH hat der Kochunterricht ganz klar einen Verpflegungsauftrag. Die Schüler sollen lernen, sich eine vollwertige Mahlzeit zuzubereiten. Also mit Salat oder Gemüse, allenfalls einem Dessert, es gilt das Budget einzuhalten und auch die Zeit muss sorgfältig geplant werden, schliesslich muss am Schluss wieder aufgeräumt werden. Mit dem Einhalten des Budgets thematisieren wir die Herkunft und Saisonalität der Produkte, aber auch den Preis, den wir für Halbfertig- oder Fertigprodukte bezahlen müssen. Nicht nur in Franken und Rappen! - Die Schüler kochen sich also durch den Tiptopf, das Kochbuch, was wir schon hatten? Nein, der Tiptopf vermittelt nur Basiswissen. Mir ist es wichtig, dass wir Trends aufnehmen, was ist gerade aktuell und wird auf Pinterest mit gluschtigen Fotos dargestellt? Aktuell sind es Smoothies, es gibt einen Trend zu „One-Pot-Mahlzeiten“, also Menüs, wo alle Zutaten in einem Topf gekocht und zubereitet werden… mir ist der praktische Ansatz wichtig. Die Schülerinnen und Schüler sollen Freude am Kochen haben, sollen den Wert einer selbstgekochten Mahlzeit erkennen und schätzen können, sollen saisonal und lokal mit den Produkten vertraut sein und Spass an ihrem selbstgekochten Essen haben! Der Tiptopf vermittelt das Basis-Wissen dazu, also konkret, wie etwa kocht man Nudeln, weshalb muss Fleisch angebraten werden oder was ist bei der Arbeit mit Hefe wichtig! es geht ganz klar auch darum, wie man verschiedene Geräte nutzt, welche Raffel für Karotten und welche für Kartoffeln zuständig ist oder wie man Äpfel entkernt.
- Stichwort Diät. Ist es schwieriger geworden, alle Ansprüchen gerecht zu werden? eigentlich nicht. Wir kochen budgetbedingt mit wenig Fleisch und wenn, dann ist es Poulet. Mag jemand kein Fleisch, isst er den Rest, soll Laktose vermieden werden, machen wir Reis statt Käsenudeln und gibt es für einmal Gulasch aus dem Dampfkochtopf, so finden wir immer eine Lösung. Kreative Ansätze sind auch hier gefragt.
Rita, besten Dank für Deine Ausführungen oder, wie es in Deinem Fach heisst: En Guete!