Empathie

Wie wäre es, wenn ich bettlägerig wäre?
Berufsfindung hat auch viel mit eigenen Erlebnissen und Menschen im Umfeld, mit Vorbildern zu tun. Franziska Akalan hat mit Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe Pflegeberufe angeschaut. Und den Jugendlichen gleichzeitig die Aufgabe gestellt, sich einmal in die andere Seite, in die Seite des Patienten zu versetzen. Ja, wie wäre es dann? und worüber wäre ich dann froh?
Entstanden sind berührende Geschichten, die tief unter die Haut gehen. Ja, was wäre wenn…
Die SalZH begleitet die ihnen anvertrauten Jugendlichen auf ihrem Bildungsweg, damit diese zu mutigen Verantwortungsträgerinnen und Verantwortungsträgern in Familie, Arbeitswelt und Gesellschaft werden… hoffentlich auch in Pflegeberufen!
„Ich wache auf. Grelles, weisses Licht strahlt direkt in mein Gesicht. Nun geht der alltägliche Ablauf wieder los. Die Ärzte kommen hinein, ohne viele Worte zu wechseln und gehen hastig wieder hinaus. Die Leute (Ärzte) die mich pflegen, sind fremd… zum Teil weiss ich nicht einmal ihre Namen.
Mir ist langweilig, ich kann nichts tun. Meine Eltern müssen zur Arbeit gegen, meine Freunde zur Schule. Also bleibt mir nichts anderes übrige, als den ganzen Tag da zu liegen und an die Decke meines Zimmers zu starren.
Mir gehen den ganzen Tag viele Sachen durch den Kopf, doch die kann ich nicht aussprechen oder jemandem erzählen. Wenn meine Familie oder meine Freunde hier im Krankenhaus sind, erzählen sie mir alles schöne Sachen, doch ich kann nicht richtig reagieren. Ich weiss, dass die ganzen Menschen, die mich pflegen, keine Schuld am Mangel an Pflegepersonal haben oder etwas ändern können, doch was ich weiss ist, dass mir dieses Leben nicht gefällt.
Alisha
Wenn ich bettlägerig wäre und ein/e Betreuer/in zu mir in den Raum kommen würde und ich ihm / ihr etwas sagen möchte, aber es nicht könnte, weil ich es nicht kann, würde es mich sehr aggressiv machen. Aber ich wäre sehr dankbar, dass die Angestellten mir helfen möchten.
Ich wache auf. Meine Beine können sich nicht bewegen, ich merke, dass ich kein Wort aus mir raus bringe. Ich habe Angst. Die Betreuerin kommt in mein Zimmer, sie fragt mich, wie ich mich fühle. Ich nicke mit meinem Kopf, eigentlich will ich ihr noch was sagen, aber es geht nicht. Es macht mich aggressiv und traurig zugleich, ich fühle mich schlecht.
Ich denke darüber nach, was mit mir falsch ist, den ganzen Tag lang, weil mehr kann ich eh nicht machen. Später am Abend kommen ein paar Betreuerinnen und Betreuer in mein Zimmer, sie probieren mich zum Lachen zu bringen, nichts funktioniert.
In der gleichen Nacht nahm ich mir das Leben.
Loic