Frohe Fest- und Feiertage

Es war im alten Russland, wo das einfache Volk noch fest an Gott glaubte.

In jener Zeit reiste einmal ein Bischof der orthodoxen Kirche zu einem Kloster. Während der Dampferfahrt hörte er auf Deck, wie ein Muschik (Bauer) von drei Greisen erzählte, die auf einem winzigen Eiland wohnen und dort für das Heil ihrer Seele beten. Die Neugierde des Popen war geweckt. Er befahl dem Schiffsführer zu halten, um die drei «Käuze» in Augenschein zu nehmen.

Als die Ruderer mit dem Würdenträger auf Steinwurfweite herangekommen waren, sahen sie drei Gestalten: den gross Gewachsenen, nackt mit einer Bastdecke um die Lenden, den Mittleren im zerrissenen Kaftan und den uralten Gebückten in dem alten Priestergewand. Voller Ehrfurcht verbeugten sich die drei Eremiten vor dem Geistlichen, der sie segnete. «Wie betet ihr zu Gott?», fragte der Bischof. Ihre Antwort: «Wir beten so: euer drei, unser drei, uns gnädig sei.» Da lächelte der studierte Pope und sprach: «Ihr habt von der Dreieinigkeit gehört, aber ihr wisst nicht, wie ihr beten sollt.» Er erklärte ihnen diese Stelle und lehrte sie das Vaterunser.. Nach ständigem Wiederholen uns unsäglicher Mühe lernten sie es schliesslich auswendig.

Der Diener Gottes dankte voller Inbrunst seinem Herrn, tief davon überzeugt, ein äusserst verdienstvolles Werk vollbracht zu haben. Als er sich wieder auf Deck befand und der Mond zu scheinen begann, blickte er dorthin, wo die kleine Insel entschwunden war.

Plötzlich sah er in der Weite etwas glänzen, doch er wusste nicht, was es war. Da trat er zum Schiffer, dem die Erscheinung auch nicht entgangen war. Der liess vor Schreck das Steuer los und rief mit lauter Stimme: «Herr im Himmel, die Greise sind hinter uns her und laufen wie auf dem festen Land!»

Das Trio winkte, dass das Schiff halten solle. Die drei hielten sich an der Hand, hoben die Köpfe und sprachen einstimmig. «Wir haben deine Lehre vergessen, Knecht Gottes, wir haben sie vergessen. Solange wir sie wiederholten, wussten wir sie, aber als wir eine Stunde lang zu beten aufhörten, haben wir ein Wort verloren und alles fiel auseinander. Jetzt wissen wir nichts mehr, lehre uns wieder!» Da bekreuzigte sich der Bischof, beugte sich zu den Greisen hinüber und sprach: «Auch euer Gebet erreicht den Herrn, heilige Greise. Ich bin nicht würdig, euch zu lehren; betet für uns Sünder.»

Mit dieser frommen Legende von Leo Tolstoi, wünschen wir allen frohe, fröhliche und besinnliche Fest- und Feiertage im kleinen und grösseren Rahmen und für das neue Jahr, das 2024, alles erdenklich Gute.

Das Sekretariat ist auch über die Festtage über kontakt@salzh.ch erreichbar. Danke für Ihr Verständnis