Potenzial- und Persönlichkeitsentfaltung

Als Schüler litt ich unter einer starken Legasthenie (Schreibschwäche). Als Folge davon war ich in meiner Freizeit in den Nachhilfestunde und konnte nicht mitspielen. Das grössere Übel aber war, dass ich mich aus Angst vor den vielen Fehlern schon gar nicht mehr getraute, etwas zu schreiben. Dankesbriefe für erhaltene Geschenke habe ich jahrelang einfach abgeschrieben… meine Grossmutter erhielt alle Jahre denselben Brief.

Reste meiner Schreibschwäche sind bis heute geblieben. Ich habe mein Potenzial in anderen Bereichen entdeckt und konnte meine Schwäche (auch Dank heutiger Korrekturprogramme) kompensieren.

Die Entfaltung des eigenen Potenzials ist die Grundlage der positiven Schulkultur. Für die Entwicklungsphase jedes Menschen ist es wichtig, Zutrauen in die eigenen Kräfte und Fähigkeiten zu entwickeln. Für die kognitive, aber auch für die persönliche Entwicklung benötigen wir alle, besonders aber Schülerinnen und Schüler, Aufgaben, an denen wir wachsen können.

Entdeckt und erlebt man sein Potenzial, entstehen Freude, Lust am Lernen und Leben.

In diesem Zusammenhang sei die wegweisende Studie von A. Antonovsky* erwähnt: Der Mensch braucht dreierlei für eine gesunde Entwicklung des eigenen Potenzials und der eigenen Persönlichkeit. Treffen diese Punkte auch für Sie zu?

  1. Menschen müssen Dinge in der Welt einordnen können, die Welt muss verstehbar sein.
  2. Mensch müssen ihre Welt, ihr Schicksal, ihr Leben als gestaltbar erleben. Aufgaben müssen als zu bewältigen erlebt werden: Ich kann es!
  3. Menschen müssen ihr Handeln als bedeutsam erleben. Anstrengungen und Engagement müssen sich lohnen. Der Mensch will wissen, ob das, was er tut, Sinn macht. Ohne zu wissen, dass ich mit meinem Handeln andere Menschen bewege, wird mein Handeln sinnlos.

Die Potenzial- und Persönlichkeitsentfaltung ist eine pädagogische Grundhaltung der SalZH, die wir stetig weiterentwickeln wollen. Bei uns gibt es aber heute schon keine Schülerinnen und Schüler, die wegen einer Schreibschwäche Dankesbriefe kopieren.

* „Schulen im Aufbruch“, Margret Rapsfeld, Stephan Breidenbach, Kösel-Verlag, ISBN: 978-3-466-31030-2, Seite 69

David Schneider / 22.10.20