Und jedem Anfang…

Das neue Jahr, noch völlig unverplant und unbefleckt, ohne Frust und Lust, ohne Notendruck oder Hausaufgabenfrust, mit viel Elan für Neues – diesen Schwung hat Vera Baumanns Klasse zum Anlass genommen, über eigene Wünsche fürs 2022, eigenen Vorsätze, Ziele und Ideen nachzudenken und diese dann auf kleine Karten zu notieren. Dann ging es in die Stadt, genauer in oder AUF die Stadtkirche und im engen Treppenhaus viele, viele Treppenstufen hoch. Zuoberst, da, wo es dem einen oder anderen ziemlich schwummrig wurde, gab es zum einen die wunderbare Aussicht zu bewundern, die Aussicht auf unsere wunderschöne Stadt und die umliegenden Hügel, der Goldenberg zum greifen nah, der Eschenburg, die Altstadt ganz weit unten – gewisse Problemchen relativieren sich mit der Optik.

Alsbald flogen die geheimen Wünsche in die weite Welt hinaus – mögen sie alle in Erfüllung gehen!

Stufen

Und weil’s grad wieder einmal Zeit für ein Gedicht ist, möchte ich Euch das ganze Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse (1877-1962 gestorben in Montagnola / TI) nicht vorenthalten.

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf‘ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden…
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!