Gedanken an Pfingsten

* der nachfolgende Text ist ein Auszug aus einer Begrüssungsrede vor Vertretern der Winterthurer Privatschulen und dem Schulamt von Timon Schneider

Wir befinden uns gerade in der Woche zwischen Auffahrt und Pfingsten. Im Schulalltag bedeutet dies jeweils eine willkommene Verschnaufpause für Kinder wie Lehrpersonen mit zwei langen Wochenenden. Im christlichen Glauben sind diese Wochenenden wahrlich ein metaphorisches Feuerwerk an wichtigen Ereignissen und Festen. Ostern, Auffahrt und Pfingsten—der Tod und die Auferstehung Jesu, seine Entrückung und die Ausgiessung des Heiligen Geistes—stehen dabei für Übernatürlichkeit im wahrsten Sinne und lassen sich so ganz schlecht mit unserem heute dominierenden positivistischen Weltbild vereinen.

Ein Spannungsfeld öffnet sich also mit diesen Festen und besonders im Schulkontext drängen sich Erklärungen auf. Es stellt sich jedes Jahr wieder die Frage, wie man diese Ereignisse in unserer pluralistischen, zunehmenden säkularen Gesellschaft einordnet.

Auch wir als christliche Schule wollen uns diesem Spannungsfeld nicht verschliessen und sind der Überzeugung, dass solche Fragen im Schulalltag nicht aussen vor bleiben sollten. Verknüpft mit der Einordnung von Ostern, Auffahrt und Pfingsten sind natürlich auch die grossen Fragen des Lebens:

  • Woher kommen wir?
  • Wohin gehen wir?
  • Weshalb gibt es uns?
  • Wozu lernen wir?
  • Was bedeutet Wahrheit?

Gute Bildung, so bin ich der Meinung, darf diese Fragen nicht ausblenden, sondern muss die Kinder an Sie heranführen—natürlich ohne vorgefertigte Antworten zu liefern.

Als SalZH nehmen wir als explizit christliche Schule hier eine klare Perspektive ein und bekennen uns zu der biblischen Vision des guten Lebens. Unsere Eltern und SchülerInnen wissen dies und besuchen teilweise wegen und teilweise trotz dieser Tatsache unsere Schule. Eine christliche Herangehensweise an diese Fragen impliziert, dass wir mit einer Wirklichkeit rechnen, die über die messbare, über die kognitiv wahrnehmbare hinausgeht.

Es ist eines unserer Kernanliegen, dass diese Fragen und auch Antworten in unserem Schulalltag Raum erhalten und der Bildungsprozess mit allen Schönheiten und Herausforderungen in einen grösseren Sinnzusammenhang gestellt werden kann. Eins ist dabei klar: Wir «missionieren» unsere Kinder nicht, wollen sie aber auf die Wichtigkeit dieser Fragen hinweisen, sie zur Suche nach Antworten ermutigen und diese Themen nicht bloss aus einer Beobachterperspektive abhandeln.

Eine umsichtige Auseinandersetzung mit den Sinnfragen des Lebens ist im Bildungsprozess zentral, weil sie mit unserem Menschsein, mit unserem Innersten zu tun haben. Dies impliziert natürlich auch eine grosse Verantwortung aller an diesem Bildungsprozess beteiligten Personen und bedingt eine Nähe der Erziehungsverantwortlichen zur Schule. Um diese Zusammenarbeit bemühen wir uns in der SalZH deshalb ganz besonders.

Die Events von Auffahrt und Pfingsten laden auf jeden Fall dazu ein, sich einmal mehr nicht nur über die Freitage zu freuen, sondern auch über das eigene Leben und über die nicht sichtbare oder messbare Wirklichkeit zu reflektieren.

Die beiden Feiertage zeigen mir ganz persönlich vor allem eines auf; und zwar dass wir die Welt nicht in natürlich und übernatürlich bzw. messbar oder nicht-messbar trennen sollten. Dies scheint mir eine falsche Gegenüberstellung zu sein, die auch allzu oft von religiösen Personen gemacht wird. Eine wichtigere Unterscheidung scheint mir diejenige zwischen Geschöpf und Schöpfer. Dies ist für mich eine Wirklichkeit, die ich wahrhabe und ich sehe es als grosses Geschenk, Teil einer so wunderbaren Schöpfung zu sein. Es bedeutet einen Schöpfer zu haben der Sinn stiftet, für Kreativität und Schönheit steht, der Vertrauen schafft und Geborgenheit ermöglicht. Dieser Glaube ist für mich jeden Morgen wieder neu wie Pfingsten und Auffahrt.

Schöne Pfingsten! Timon Schneider / 17.05.18