Besuchsmorgen – wozu?

Brückenbau

So ganz -per äxgüsi- habe ich es dann doch noch von meinem Sohn erfahren. “Es ist Besuchsmorgen, Mama, aber Du kommst nicht!” Es folgte eine rege Diskussion am Familientisch, Voten hin und her, pro und contra, fast wie im Bundeshaus. Sohn erfuhr Schützenhilfe von der Schwester “das ist sooooo peinlich!” Mama geriet in Nöte und Erklärungsnotstand und war heilfroh, als endlich auch der diensttuende Papa auf der Bildfläche erschien und in die Diskussion eingriff.

Tja früher, früher war alles besser. Früher, als die eigenen Kinderlein noch klein waren, also beispielsweise an der Hinterdorfstrasse bei Frau Meier, da waren sie waaaahnsinnig stolz und freuten sich schon Wochen vorher auf den Besuchsmorgen. Grosseltern, Paten und Nachbarn wurden eingeladen, das schöne Gewand hervorgekramt, schliesslich wollten die “Kleinen” ja zeigen, was sie bereits gelernt hatten, was Schule für sie bedeutet. Tja und heute, jetzt wo die Pre- und Voll-Teenager Besuchsmorgen haben, freut sich keiner mehr. Weshalb eigentlich?

Ok, ich hatte es schon wieder vergessen, ich war ja peinlich. Sooooo peinlich… hm… Die Diskussion am Familientisch wurde intensiver, lauter, die Voten griffiger und prägnanter… kurz vor knapp (Hawaii 50 sei Dank – der heilige Fernsehabend wurde gerade aktuell) haben wir uns geeinigt. Mama darf erscheinen, aber nix sagen. Halleluja!

Blick in die Schulstube von den Zuschauerrängen

Und so war ich also heute morgen am Besuchsmorgen an der Trollstrasse, in der Oberstufe. Ja, es war mir ein Anliegen, die Arbeit der Lehrer mit meiner Präsenz zu würdigen. Schliesslich kümmern die sich tagtäglich um unsere Kinder, geben ihr Bestes, motivieren, relativieren, agieren, diskutieren in Deutsch, Französisch und Englisch (siehe Bild), sie versuchen aus den vorhandenen Mathe-Genen möglichst viel zu machen, üben täglich den Spagat zwischen den verschiedenen Niveaus innerhalb einer Klasse, stehen ungeachtet häuslicher Probleme oder eigener zahnender Kinder tagtäglich pünktlich auf der Matte und sind für mindestens 45 Minuten Dompteur der Klasse und haben per Dekret zu begeistern für Geographie, die Zellteilung oder Primzahlen.

An-, nein besser EINsichten aus den Zuschauerrängen

Das ist ein Plädoyer für Elternbesuch in der Schule, sozusagen der sichtbare Motivationsschub für diejenigen, die ihren Job tun. Jaja, ich weiss, wir alle tun unseren Job. Ich persönlich bin heilfroh, habe ich bei der Vermittlung von Wissen Hilfe von Lehrpersonen. Ich hätte wohl längst kapituliert…

Und wie der kleine Film hier zeigt (er stammt übrigens aus einer Deutschstunde), wird nebst Stoff nach Lehrplan auch noch anderes vermittelt. Zwei Gruppen innerhalb der Klasse haben sich heute in der Lösung von kniffligen Rätseln geübt.

die beliebten Spiele mit Streichhölzern

Es ging um die Zusammenarbeit, wer hält wo, wer kann was und wie kann man dem anderen sagen, was man gerne hätte? Es ging um andere An- und Einsichten (nur wer Out of the box denkt, kommt weiter)… also sozusagen etwas fürs Leben! Danke für den Einblick in die Schulstube!