Gibt es ein Leben ohne Handy?

Die Frage stellt sich immer wieder… gab es bereits ein Leben VOR der Handyzeit? also, so ein richtiges, lebenswertes Leben? wie konnte man da bloss überleben? Die Mutter wusste nicht, wo der Sprössling und der Sprössling musste einigermassen pünktlich zu Hause aufschlagen, damit es kein Donnerwetter absetzte. Nix da mit „ich komme zwei Stunden später, der Seppli zeigt mir noch die Briefmarkensammlung“ oder „bittebittebitte nur noch eine halbe Stunde!!!!!“, Mitternacht war Mitternacht und fertig.

Der geneigte Leser merkt es, so ganz ernst soll man diesen Beitrag nicht nehmen. Trotzdem, es stellte sich auch in unserem hochtechnologisierten Hause die Frage, wie man dann mit diesen neuen Spielzeugen umgehen soll. Darf der Papa während des Nachtessens das klingelnde Handy annehmen? darf Fräulein Tochter den 486. Beitrag des Klassen-Chats angucken und kommentieren? so zwischen Salatblatt und Spaghetti? und Mama? und was ist, wenn beim trauten familiären Abend auf dem Sofa das Handy vibriert, klingelt, jubelt, hustet oder bellt? und zwar im 3-Minuten-Takt und wenn möglich in allen vier Po-Taschen gleichzeitig? und wann ist endgültig Ruhe im Haus? also Ruhe vor klingelnden, summenden, singenden, brummenden Mobiltelefonen? nie? wenn der letzte ins Bett kriecht? und der erste schon fast wieder aufsteht?

unsere Handgarage

unsere Handy-Garage

Wir haben an der letzten Familienkonferenz (eine etwas offiziellere Art sich zwischen Eltern und Kinder auszutauschen, mit schriftlichem Protokoll zwecks Verbindlichkeit der abgemachten Eckpunkte) beschlossen:

  • Handys sind ab 2100h bis zum Aufstehen in der Handy-Garage (siehe Bild) am laden. Und zwar alle, auch die von Mama und Papa!
  • dasselbe gilt auch für alle mobilen Geräte, wie Ipad oder Ipod
  • beim Essen ist der Griff zum Telefon tabu

Wir passend, erhalte ich zu diesem Thema einen Beitrag von der 2. Oberstufenklasse von Stefan Dudli. Das Thema bewegt die Gemüter, aber wie man nicht nur in unserer Familie feststellt, hat eine gewisse Abstinenz von der Elektronik durchaus positive Aspekte…

4 1/2 Tage ohne Handy
Die Klasse 2D entscheidet sich für ein Experiment. Von Montagmorgen bis Freitagmittag verzichten wir auf das Handy. Fast alle machen mit. Wie das wohl gehen wird? Werden wir anfangen zu zittern? Schweissausbrüche? Herzrasen? Rückblickend kann man sagen, dass es nicht so schlimm war. Eigentlich sogar richtig positiv. Auf jeden Fall würden alle Beteiligten wieder einmal bei einer handyfreien Woche mitmachen.

Das sagten die TeilnehmerInnen:

  • Ich bin nicht süchtig!
  • Man nimmt alles etwas entspannter.
  • Bin einmal zu spät gekommen und habe eine Sitzung verpasst.
  • Ich fühlte mich etwas unsicher.
  • Ich bin ohne Handy kreativer geworden.
  • Ich habe mehr Sinnvolles gemacht und hatte nicht immer das Gefühl, dass ich nichts erreicht habe.
  • Ohne das Handy hatte ich viel mehr Zeit für das Lernen und für die Arbeit für die Familie.
  • Das Warten am Bahnhof kommt einem länger vor .
  • Ich bin erstaunt, dass ich früher ins Bett gehe.
  • Ich hatte weniger lang für die Hausaufgaben.
  • Ich kann keine Fotos von Lehrmitteln machen und muss deshalb schwerer schleppen.
  • Die Arbeit im Haushalt fällt mir einfacher.

Vielen Dank liebe Klasse 2D! Trägt die Idee der handyfreien Zeit nach Hause in Eure Familien, in Euren Freundeskreis. Es lohnt sich!